3 Fragen an Cloé Jans, Senior Projektleiterin und Mitglied der Geschäftsleitung beim Forschungsinstitut gfs.bern
Cloé Jans ist Senior Projektleiterin und Mitglied der Geschäftsleitung beim Forschungsinstitut gfs.bern. Am Bahnkongress bringt sie ihre Sicht zur aktuellen verkehrspolitischen Debatte ein. Im Interview skizziert sie die Erwartungen der Bevölkerung an funktionierende Infrastruktur und ihre eigene im Hinblick auf den Bahnkongress.
Die ETH-Studie «Verkehr ’45» hat die verkehrspolitische Diskussion neu entfacht. Wie erleben Sie die aktuelle Debatte?
Die verkehrspolitische Debatte ist schon länger hochaktuell. Zum einen wegen konkreter Vorlagen wie der Ablehnung des Nationalstrassenausbaus und deren Folgen. Zum anderen bündelt sie zentrale Zukunftsfragen: Wie gehen wir mit Wachstum, Raumknappheit und Klima um, und wie gestalten wir Mobilität gerecht und effizient? Verkehr ist darum weit mehr als einfach Infrastruktur, sondern spiegelt ein breites Spektrum an gesellschaftlichen Prioritäten und Zielkonflikten.
Mit der Priorisierung der ETH-Studie geraten Projekte wieder ins Blickfeld, die das Stimmvolk einst abgelehnt hat. Was bedeutet das?
Unsere Befragungen zu verkehrspolitischen Vorlagen zeigen immer wieder: Die Bevölkerung wünscht sich gute Infrastrukturen und weniger Stau und sieht an sich klaren Handlungsbedarf in der Verkehrspolitik. Doch sobald es um konkrete Bauprojekte geht, überwiegt Zurückhaltung. Häufig zeigt sich ein «Not in my backyard»-Verhalten – man befürwortet Lösungen grundsätzlich, will sie aber nicht im eigenen Umfeld. Oft wird auch kritisiert, dass Projekte aus der Zeit gefallen seien. Umso wichtiger sind gute Argumente, weshalb ein Vorhaben heute noch zeitgemäss ist.
Am Bahnkongress Bahn26 werden Sie einige dieser Aspekte vertiefen. Welchen Beitrag für die aktuelle Debatte wünschen Sie sich von der Bahn26?
Ich wünsche mir eine offene Diskussion darüber, was eine zeitgemässe Verkehrspolitik ausmacht und wie Infrastruktur so gestaltet werden kann, dass sie für die Bevölkerung, die Zukunft und den Standort Schweiz sinnvoll und nachhaltig ist. Wir von gfs.bern kommen oft dann ins Spiel, wenn ein Projekt gescheitert ist – spannend wären für mich darum gerade auch gute Beispiele, die zeigen, wie erfolgreiche Verkehrs- und Infrastrukturpolitik gelingt.