
3 Fragen an Prof. Dr. Ulrich Weidmann, Vizepräsident für Infrastruktur und Nachhaltigkeit der ETH Zürich
Wohin fährt die Schweiz? Die mit Spannung erwartete ETH-Studie «Verkehr ’45» zeigt auf, wie künftige Bahninfrastrukturen in den nächsten Jahrzehnten zu priorisieren sind. Der Autor, ETH-Professor Ulrich Weidmann, wird an der Bahn26 die Studie kommentieren und seine Überlegungen teilen. Im Interview verrät er, ob ihn die Anfrage für den Studienauftrag überrascht hat – und ob es in den vergangenen sieben Monaten auch schlaflose Nächte gab.
1. Waren Sie von der Anfrage zum Studienauftrag «Verkehr '45» überrascht?
Ja, vollkommen. Zunächst von der Aufgabenstellung selbst: Pragmatisch, zielgerichtet und doch visionär mit der verlangten verkehrsträgerübergreifenden Betrachtung und der konsequenten Ausrichtung auf die Wirkung im Gesamtverkehrssystem, aber auch auf der Einhaltung des Finanzierungsrahmens. Nicht gerechnet habe ich zudem damit, dass ich das Mandat wahrnehmen durfte, hatte ich mich doch mit Übertritt in die Schulleitung von der aktiven Forschung verabschiedet. Aber es waren nun eher Systemkenntnisse und Erfahrung gefordert.
2. In der Branche fragte man sich, ob eine so grosse Aufgabe in zirka sieben Monaten überhaupt bewältigbar ist. Hatten Sie schlaflose Nächte?
Es waren dann doch etwa neun Monate, aber mit einem harten Liefertermin 15. September 2025. In dieser Zeit hatten wir zuerst die Methodik zu entwickeln. Und dann mussten wir uns konzentriert in die 500 Projekte einarbeiten, über 1000 Dokumente mit über 30'000 Seiten sichten und die essentiellen Informationen extrahieren. Schlaflose Nächte hatten wir nicht, aber auch nie einen Vorsprung auf den Zeitplan…
3. Sie werden erstmals am Bahnkongress in Basel sein. Was erhoffen Sie sich von diesem Tag, der die Frage stellt: «Wohin fährt dies Schweiz?»
Ich werde sehr neugierig sein auf die verschiedenen Überlegungen und Sichtweisen anderer Fachleute. Ich habe im Gutachten einen möglichen Weg bis 2045 skizziert, vom Jetzt ausgehend, infrastrukturorientiert und finanziell ausbalanciert. Aber dann eröffnen sich die wirklich neuen Spielräume, technologisch und konzeptionell.